Als erstes Haus, vom Kaddisberg kommend, begrüßt uns das Armenhaus des Dorfes. Es ist ein Strohdachhaus. Bei uns nennt man alle Häuser mit weicher Bedachung so, die Bezeichnung Reetdachhaus ist nicht geläufig. Sein ehemaliger Besitzer hat das Haus der Gemeinde schon vor dem Jahr 1900 zum Eigentum übergeben, mit der Auflage, in dem Haus Rentnern und armen Dorfbewohnern Wohnung, frei oder gegen geringe Miete zu gewähren. Dafür sollen sie jedes Jahr, zu Pfingsten die Schutzsteine vor den Bäumen der Dorfstraße mit Kalkmilch streichen und das ganze Jahr die Wege auf dem Friedhof sauber halten. Im dem Haus sind vier Wohnungen. Dazu gehören, wie auch zu allen Insthäusern, kleine Nebengebäude als Stallungen für Vieh und zur Lagerung von Heizmaterial.
In der rechten Wohnung auf der Vorderseite des Hauses wohnt der Schneidermeister Friedrich Makowski mit seiner Familie. Obwohl Herr Makowski seinen Meistertitel zu Recht führt, arbeitet er kaum in seinem Fach für Kundschaft in Geidau. Sieben Kinder wachsen in seiner Familie auf. Der einzige Sohn stirbt schon im Alter von zwölf Jahren; er wird wie auch seine Mutter, die zwei Jahre später stirbt auf unserem Friedhof beerdigt. Nach deren Tod heiratet Meister Makowski seine zweite Frau Berta, geb. Federmann; mit ihr zusammen geht er auf die Flucht zu seiner Tochter Grete nach Deutzen/Sachsen. Dort lebt er bis 1947, seine Frau Berta bis 1982. Heute lebt nur noch die jüngste Tochter Selma, verh. Riemann, in Kiel.
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