Das Anwesen der Familie Huuck begrenzt unser Dorf im Nordosten. Der Hof schließt sich an den Haupthof der Familie Federmann an und ist, wie alle Höfe, durch eine Zufahrt mit der Dorfstraße verbunden.
Im Hause leben Bruno Huuck und seiner Frau Frieda, geb. Hammoser mit ihren Kindern Margarete, Erwin und Erika; mit im Haus wohnt Heinrich Hammoser, der Vater von Frieda Huuck. Er stirbt am 30.08.1940 und wird auf unserem Dorffriedhof beerdigt.
Auf dem Hof ist, einmalig im Dorf, neben dem Wohnhaus ein Erdkeller angelegt, sichtbar ist nur die begrünte Erdabdeckung der massiven Kellerdecke. Im Gebäude neben dem Keller befinden sich unten die Waschküche, der Hühnerstall und andere Wirtschaftsräume. Der Boden darüber wird als Speicher genutzt, dort ist eine Zentrifugalschrotmühle installiert.
Bruno Huuck ist ein sehr vielseitig engagierter Landwirt. Nach Überprüfung des Betriebes durch die Reichsbauernschaft wird der Hof zum anerkannten land- und hauswirtschaftlichen Lehrbetrieb erklärt.
Er selbst wird zum Ortsbauernführer bestellt, und übernimmt kurz vor Beginn des Krieges auch das Amt des Bürgermeisters.
Frieda Huuck gründet im Dorf eine Frauenschaft und lässt im Rahmen dieser Aktivität, unter Mithilfe von Katharina Federmann, der Mutter von Richard Federmann, in der Dorfschule in einem, von der Schule nicht genutzten Klassenraum, einen alten Webstuhl aufstellen und voll betriebfähig herrichten. In der Herbst- und Winterzeit lernen die Hausfrauen das Weben von Stoffen mit Mustern der alten samländischen Trachten. Noch heute hängt in unserem Hobbyzimmer ein Bild meiner Mutter auf dem sie ihren Rock aus dem selbstgewebten Trachtenstoff trägt.
Wie für jeden guten Landwirt in Ostpreußen, ist auch für Bruno Huuck, die Pferdezucht ein besonderes Anliegen. Auf dem alljährlichen Remontenmarkt kann er durch Angebot und Verkauf die Bilanz seines Hofes verbessern.
Margarete, die älteste Tochter, im Hause liebevoll 'Gretel' genannt, macht ihre Hauswirtschaftslehre in der Nähe von Insterburg und ist dann weitgehend zu Hause tätig.
Erwin lernt, als zukünftiger Hoferbe, die Landwirtschaft von der Pike auf, zunächst im elterlichen Betrieb, dabei wird dem Kronensohn bei Leibe keine Extrawurst gebraten, im Gegenteil, wo die Arbeit am größten, ist Erwin am nächsten. Das letzte Halbjahr lernt er, entsprechend den Bestimmungen, in einem Fremden Betrieb.
Am 09.12.1942 wird er, nach bestandener Prüfung zum landwirtschaftliche Gehilfen, zur Wehrmacht eingezogen und übersteht den Krieg, mit etwas Glück, ohne Blessuren.
Für Erika beginnt die Hauswirtschaftslehre im April 1944, wie für Erwin zunächst zu Hause. Das zweiten Lehrjahr soll sie in einem Haushalt in Masuren absolvieren, darauf freut sie sich sehr, aber das Schicksal will es wie bei vielen Menschen in dieser Zeit anders.
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